Mosin-Nagant


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Konfuze schießt

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Konfuze schießt

Baujahr: 1959

Herkunft: Volksrepublik China

Grundwaffe: Rußland oder Sowjetunion

Fabrikation: unbekannt

Zeitraum: unbekannt

Länge: ca. 124 cm
Lauflänge: 71 cm
Gewicht: etwa 4,6 kg

Visier: Diopter mit
offenem Stiftkorn
(allseitig verstellbar)

Stückzahl: unbekannt

System: Geradezug-Repetierer


Kopie aus Fernost


Zu allen Zeiten hat es Ansätze gegeben, herkömmliche Ordonanzwaffen für den zivilen aber auch halbmilitärischen Gebrauch zu verändern.

Zuvorderst fallen gerade in Deutschland natürlich die jagdlichen Aptierungen und Umbauten des "Mauser M 98 "und seiner Abkömmlinge in´s Gewicht. Kaum ein Jäger, welcher nicht im Laufe seines Werdegangs mit diesen Umbauten in Berührung kam, viele schwören (zu Recht) nach wie vor auf "ihre gute Mauser" !!!

Erwünschterer Grund für die Umänderung von Ordonanzwaffen in vormaliger Zeit war aber wohl eher die Erhaltung der Verteidigungsfähigkeit des Reservisten. Als gutes Beispiel hierzu gilt im deutschen Sprachraum ist das sogenannte "Wehrmanngewehr" (eine Abänderung des Gewehrs M 98 -mit Lange Visier-) sowie dessen Vorgänger, das auch heute noch gebräuchliche "Scheibengewehr" (ursprünglich entwickelt aus dem Mausergewehr M 71).

Da Üben hier jedoch auch ehedem schon teuer war, wurden die Waffen angesicht der Trainingsentfernungen auf den Schießständen auf die damals kostengünstigere Munition Kal. 8,15 x 46 R ausgelegt.

National wichtigster aller neuzeitlichen Gründe für eine Veränderung von Militärwaffen war die Teilnahme am internationalen Spitzensport, bis hin zu einer Olympiade.

Nationaler Ansporn


Besonderen Ehrgeiz legten einige Staaten dabei schon früh auf den "
Militärpatroullienlauf", dem Vorgänger des heutigen Biathlon. Auch hier wurde bis 1977 mit dem Original-, und wenn nicht, zumindest aber im Großkaliber geschossen.

So erklärt sich auch die Entwicklung des bekannten Biathlongewehrs "
Vostok 6,5 x 54 R", das ab den mittleren 60´ern des letzten Jahrhunderts die Biathleten der Sowjetunion erfolgreich begleitete (Bild oben: Die "Vostok" im Katalog eines italienischen Importeurs, 1965). Die Waffe ist erkennbar noch ein Mosin-Nagant Gewehr, jedoch mit abgespecktem Diameter und Ladung sowie einem deutlichen Pistolgriff. Hinzu kamen noch eine Schneeschutzklappe und - genau wie bei unserem Belegstück - eine Doiptereinrichtung mit Stiftkorn.

Heute haben diese seltenen Exponate unserer Familie ihre Liebhaber fast nur noch in den VSA.

Oben im Bild:

Ähnlich wie beim "Vostok 6,5" ausgeprägter Pistolengriff mit Verschneidungen, aber noch steiler.
Sichtbar auch das
markante Kastenmagazin.

Somit ist die Idee eines sportlich aufgewerteten Mosins gar nicht mehr sooo neu, im Gegenteil: Schon 1924 finden wir im Katalog des (heute noch bekannten) amerikanischen Importeurs Stoeger eine "remodeled russian 7,62 mm rifle", welche ebenfalls fast alle Merkmale des hier vorgestellten Chinesen aufweist.

Windkanal

Zurück zu unserem Belegstück:

Das chinesische Sportgewehr erscheint hier mit einem äußerst stabilen Lauf von
20 mm Außendurchmesser. Dieser ist tief geflutet. Er verfügt über ein Gewinde für irgendeinen aufschraubbahren Mündungsabschluß.

Ob es sich hierbei um eine
Mündungsbremse gehandelt haben könnte, oder aber um den Abschluß in Form einer Schneeschutzklappe (wie beim oben erwähnten Vostok), bleibt bislang unklar !

Bild oben: Tiefe Kannelierung an der Laufoberfläche sorgt für eine gute Kühlung, hierdurch verzögertes Verziehen der Laufseele bzw. Verlagern des Treffpunktes


Wendehals

Im Nachgang der Evolution "Patronenmunition > rauchloses Pulver > kleineres Kaliber" sowie der Einführung militärisch brauchbarer Mehrladesysteme suchten die Ingenieure der alten und neuen Welt gleichzeitig nach Lösungen, wie die Feuergeschwindigkeit des Infanteristen erhöht werden könnte.

Da Prinzipien
halbautomatischer Ladevorgänge zwar durch eine Vielzahl an Pistolen bekannt, jedoch wegen der Energie von Gewehrpatronen riskant oder zumindest mit einer drastischen (= unerwünschten) Gewichtszugabe an die Waffen verbunden waren, richtete sich das Augenmerk der Entwickler auf den für diese Zwecke am Besten geeigneten Zylinderverschluß gängiger Ordonanzgewehre.

Eine "
Ein-Mann-Lösung" im Hinblick auf ausgesprochene "Vollautomaten" war zu jenem Zeitpunkt übrigens nicht angedacht - zuvorderst im Hinblick auf Probleme mit der Laufkühlung, aber auch mit Blick auf die Art der Munitionsbeigabe (Gurt / Magazin ?). Dieses Funktionsprinzip blieb bis zur Mitte des 20. Jhdts. den Kampfunterstützungswaffen (=Maschinengewehren) zugeordnet.

Machbar erschien jedoch eine Lösung, welche in der Vermeidung unnötiger Bewegungen des Schützen während des Ladevorganges lag. Und hier drängte sich ein Geradezugverschluss auf Grundlage eines "Drehkopfes geradezu" auf ...

Durchaus erfolgreich zeigte sich hierbei eine technische Umsetzung von Schmidt und Rubin in der Schweiz. Aus ihrer Arbeit ging schon 1889 das Gewehr "Schmidt-Rubin" hervor.

Hieraus entwickelte sich hernach das
K 11, später das überaus bewährte K 31, welches bis zur dortigen Einführung der Sturmgewehre 1957 die Grundbewaffnung der Streitkräfte darstellte.
Beide Gewehre werden bis heute noch
erfolgreich bei schweizer Ordonanzschützen verwendet !

Bild oben: Drehbar gelagert ragt der Verschlußkopf aus dem Verschlußträger heraus, deutlich sichtbar sind die beiden Verriegelungszapfen !

Prinzip "Drehkopfverschluss":

Aufgabe eines "Verschlusses" im waffentechnischen Bereich ist die Versiegelung des Explosionsraumes (hier "Patronenlager") nach allen Seiten mit Ausnahme des einzig möglichen Ausganges für ein durch die aus der Explosion entstehenden heißen Gase zu beschleunigendes Projektil.

Dieser Ausgang sei bei Handfeuerwaffen sinnvollerweise der sogenannte "Lauf".

So weit, so bekannt !

Welche Vorgänge jedoch müssen nacheinander ablaufen, um eine leere (= verschossene) Hülse aus ihrer Umfassung zu lösen, sie zu entfernen und im Nachgang das freigewordene Lager erneut zu befüllen

Rechts im Bild eine Kopfbewegung:

So dreht sich der Verschluß beim Stängelvorschub: Die Pfeile "Gelb" bezeichnen den linearen Weg und das Ziel der massiven Verschlußnasen, "Blau-Gelb" die Drehrichtung


Bei einem
Zylinderverschluß, und einen solchen besaß vor der Einführung der heutigen "Sturmgewehre" beinahe jedes militärische Gewehr, vollführt der Anwender mit dem Betätigen des Kammerstängels nach dem Schuss eine Drehbewegung. Durch diese wird der Verschluß gelöst, drucksperrende Warzen oder auch Nasen werden axial aus ihren Halterungen herausgedreht !!!
Hiernach zieht der Schütze den Verschluß nach hinten, wobei zunächsteinmal die entleerte Patronenhülse ausgeworfen wird.

--- Ob hierbei auch der Schlagbolzen erneut gespannt wird (Mosins, Mauser M 98), oder aber ob dieses erst mit dem darauf folgenden Vorschieben des Verschlußstückes erfolgt (Schwedenmauser, Enfield Mk IV), unterliegt unterschiedlichen Konstruktionsmaximen. (( Zitat: "Das ideale Ordonanzgewehr wurde nie gebaut" / Christoph Urlaub, Kyffhäuser-Kameradschaft Wackernheim )) ---

Bei einem Geradezugsystem vollführt der Schütze idealerweise nur eine Zieh- und hernach eine Schiebebewegung am Kammergriff. Es bleibt ergo bei einem linearen, somit zeitsparenden, Bewegungsverlauf !!


In diesem Fall müssen somit sämtliche weiteren Vorgänge des bisherigen Repetierens also an anderer Stelle stattfinden.
Dies geschieht durch eine sogenannte "
Steuerkulisse".

Axialzwang:

Zur Erwirkung der oben erwähnten Torsion gibt es zwei Möglichkeiten. Zum Einen könnte im Verschlußkopf selbst eine Nut spiralförmig eingefräst werden, in die ein Zapfen am Kammerstengel fasst und so für eine Drehung zur Verriegelung des Systems sorgt (entspricht etwa den schweizer Systemen des G 11 und K 31).

Die hier vorliegende Variante jedoch ähnelt eher dem kanadischen Ross- Gewehr. Hier findet sich, als Pendant zu einer Nut, ein helikal gefräßter Zahnkranz auf der Oberfläche des Verschlusses. In diesen wiederum greifen bei einer linearen Stängelbewegung korrespondierende Zahnungen innerhalb der Kammerhülse.........Bild unten: Ausschnitt zur Verdeutlichung des Drehzwanges

Bild oben:
Eines der Ross-Infanteriegewehre, Abbildung aus einem technischen Manual der Druckerei "Gale & Polden".
Sie versorgte im 1. Weltkrieg die britische und kandische Armee sowohl mit Studien- als auch Propagandamaterial

Drehwurm mit Ende :

Vektor a bezeichnet den Weg zur Funktion "Verschluß löst Verschlußkopf aus Aufnahme + Ausziehen der verschossenen Hülse"
Vektor b erwiedert diesen Weg zur Funktion "Verschluß führt neue Patrone in´s Lager ein und wird verriegelt"
Beide Bewegungen werden jeweils durch Ziehen bzw. Drücken des Kammerstängels bewirkt. Dieser ist am Verschlußträger, innerhalb desssen diese Steuerung verläuft, fixiert.
Der Träger selbst läuft wie auf "Schienen" am Gesamtsystem, um
vertikale Schränkungen auszuschließen bzw. den Verschluß in seiner Bahn zu halten.

Der Impuls für diese Umlenkungen wird durch innerhalb der Kammerhülse eingearbeitete Zahnreihen bewirkt. Vorteil einer solchermaßen aufwändigen Technik ist natürlich der enorme Kraftschluß, als eindeutiger Nachteil (neben dem Herstellungsaufwand) aber erwies sich die Störanfälligkeit unter feldmäßigen Bedingungen.

Vom
Prinzip der Kraftumlenkung her errinnert diese Methode an das hinlänglich bekannte Schneckengetriebe, dieses jedoch unter radikaler Umkehr der Steigungswinkel, somit auch der Kraftrichtung (Beispiel: Der "Rödelhaken" des Eisenflechters beim Betonbau) !!!

Gemeinsam geht´s NICHT weiter ...

Sowohl beim "Ross" als auch bei unserem Chinasportler werden diese Drehungen aber an einem genau festgelegten Punkt beendet, der Verschluß bewegt sich bis / ab dort nur vertikal. Beide Male dient dies dem Hülsenauswurf / umgekehrt der Zufuhr einer der neuen Patrone.

... bis zum "Ende":
Beide Systeme sind durchaus miteinander verwandt ( und von der Kraftumsetzung vergleichbar).

Ein Unterschied findet sich jedoch in der wesentlich einfacheren Bauart. An Stelle störanfälliger Zahnführungen nutzt der
"Konfuze" simple H-förmige Klinken, welche in entsprechende Nuten innerhalb des Verschlußträgers (=Führungshülse) greifen.

Bild rechts:
H-förimige Führungsklinken
sorgen für Umlenkung


Bild rechts: "Oh Weh" ( ;-> ) , völlig zufällig kopierten die Entwickler des "Ross" das Lange- Visier des Gewehr 98 .... Bild oben: Aufschnitt aus dem "Ross-Manual" von 1907

Nachtrag vom 15. Dezember 2013:

Unterschlagung: Großzügig übersehen hatte der Autor den ehemals meistgebauten Geradezugrepetierer Europas.

Die Schreibe ist vom " Steyr-Mannlicher M 95" -genannt "Ruck-Zuck-Gewehr"-, welcher allein als Karabiner 3 Millionen-mal produziert wurde !!!

Bilder unten: Verschluß vom " Ruck-Zuck-Gewehr"

Auch dieses -österreichische- System besitzt (genau wie der "Ross") einen beweglichen Kopf. Ebenso wie beim vorher beschriebenen Kanadier warten an dessen Sirnseite sich zwei Verriegelungswarzen auf den sichernden Griff hinein in die Laufhülse, ebenso werden auch sie im letzten Halbzoll des Verriegelungsvorgangs rechtsdrehend arretiert !

Deckungsgleich ist das Prinzip der Anlenkung des Verschlusskopfes durchaus ähnlich. Jedoch mit einem (entscheidenden) Unterschied:

Im Gegensatz zum Rossgewehr verzichtet der Österreicher auf die filigrane Ausführung der Zwangsanlenkung. Stattdessen ist es eine einfache "Rippe", erhaben und spiral um die Schlagbolzenaufnahme herum ausgefräst.
Im Zusammenspiel mit passender Nut innerhalb des Verschlusskörpers / Kammerstängels ergibt sich so das Bewegungsprofil einer Viertelrotation inklusive der erforderlichen Ver- / Entriegelung des Kopfes.


Bild unten: Aufriss des M 95- Verschlusses. Oval zeigt den Ort der Zwangsumlenkung !

Bild oben: M 95-Kopf kurz vor der Systemhülse
(Fussel und Staub sind Natur, sie gehören in jede Sammlung
!!!)


Gewiß ist
im militärischen Segment das Zeitalter der Geradezugverschlüsse schon lange vorbei.

Jagdlich jedoch hat so ein System durchaus eine begeisterte Kundschaft (zB. mit der Mauser 97). Gelten doch gerade hier vielerorts Halbautomaten ("Vollernter") nachhaltig als verpönt .....

Daß aber auch eine sportliche Umsetzung dieser interessanten Konstruktionen erfolgreich möglich ist, zeigt uns wiederum die Entwicklung beim Biathlon. Hier dominiert seit gut zwei Jahrzehnten das "Fortner"- System. Dieses arbeitet in Kombination mit einer Art "Rollenverschluß", ganz ähnlich dem CETME-Gewehr (einer Weiterentwicklung des "Sturmgewehr´45", vielen Lesern besser bekannt in der letzten Aufbaustufe als "G 3" !). Und ein Ende ist nicht in Sicht ...


Nachtrag vom 5. Februar 2013:


Unterlassungssünde:

Im großen Eifer haben wir völlig unterschlagen, daß das Prinzip des Geradezugs selbstverständlich auch hinter dem sog. "Eisernen Vorhang" weiter verfolgt wurde...

So entwickelten die dortigen Ingenieure, zeitgleich zu westlichen Pendants, den Verschluss des
Sobol ! Eben jenem, durchaus gleichwertigen, Gegenstück der Biathlongewehre aus eben "unserer" Hemisphäre.
Der Erfolg gab BEIDEN Recht, gewonnen hatte letztendlich nur das Konstruktionsprinzip
GERADEZUGVERSCHLUß !!!


Die
inneren Steuerungen beider Systeme (gemeint sind Fortner im Westen / Sobol im Osten) erfolgen nämlich über ähnliche Kraftumsetzungen innerhalb der der jeweiligen Systeme.
Lediglich der
Weg zum Krafteinsatz wird im jeweiligen Fall anders beschritten.

Im Bild rechts sieht man ein "offenes Kniegelenk" des SOBOL. Beim Fortner erfolgt die Umsetzung hingegen mittels einer Steuerplatte unterhalb des Systems. Eigentlich auch ein "
Knielenker", jedoch in verdeckter Art ...



Fazit: Beide Prinzipien sind durchaus ebenbürtig.

Ihr Einsatz / ihre Verwendung richtete sich damals lediglich nach der lokalen Herkunft des Schützen, heute kann sich jeder Sportler (hoffentlich) frei entscheiden. Und somit vielleicht auch persönlichen Präverenzen den entsprechenden Spielraum geben ...???




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