Mosin-Nagant


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M 1891 / 30 II

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M 1891 / 30 II

(Kurzform: M 91/30)

Baujahr: 1939

Herkunft: Sowjetunion

Fabrikation: Tula (auch Ishevsk)

Zeitraum: 1936 - 1944

Länge: 123 cm
Lauflänge: 70,5 cm
Gewicht: 3,99 kg

Visier: Tangentenvisier
mit Stiftkorn und Kornschutztunnel

Entfernung: bis 2000 mtr.

Stückzahl: Knapp 3,4 Mio. (Tula)
Ischevsk baute fast 7,4 Stück


Dabei ist Tula´s Produktion von 1943 / 44 unbeziffert!


Rundum ausgereift .....


Gewiß boten die vorherrschenden, weitgehend ideologisch geprägten, Lebensverhältnisse in der Sowjetunion jener Zeit keine großen Freiräume für das Individuum. Dies galt in besonderer Weise auch für diejenigen, welche als nachgeordnete Entwickler in der Waffenindustrie tätig waren. Mit Ausnahme weniger, hervorragender Chefingenieure (z.B. Panshin in den 20´ern, Kalashnikow nach dem Krieg) mußte sich damaliges genietechnisches Potential in aller Regel nicht nur am wirtschaftlich Machbaren, sondern auch am Wohlwollen fachfremder Politleiter messen lassen (im Gegensatz zu hier, daselbst unter "Exkurs"). Trotzdem gelang es, das neue
M 1891/30 im Laufe der nächsten Jahre weiter zu verfeinern und so die Linie der Mosin-Nagantgewehre - zumindest im Heimatland - abzuschließen.

Das auffälligste Merkmal des Modell II ist gleichzeitig ein echtes "Mosin-Novum" :

Die runde Systemhülse

Zum ersten Mal änderten die Entwickler den Außenquerschnitt der Kammerhülse von "hexagonal" auf "rund". Sie passten so das Äußere ihrer mittlerweile 45 Jahre alten Konstruktion dem der inner- wie auch außereuropäischen Konkurrenzprodukte an.

Designgründe, allerdings, waren es jedoch
keineswegs, die hierzu geführt hatten.
Allein ausschlaggebend war u.A. der
zu erwartende Materialverlust im Zuge der angestrebten Massenproduktion. Gleichzeitig führte diese Maßnahme zu weiterer Straffung der Arbeitsvorgänge, und so auch zur Verkürzung der Gesamtherstellung.
Gänzlich unberührt hiervon blieb jedoch die Robustheit der Waffe:
Vorgegebene Belastungswerte beim Kammerdruck wurden trotz eines "Weniger" an Material gut verdaut. Selbst eine neuartige Patrone (
m 1930 sS) mit schwererem Geschoß, Eisenkern und stärkerer Ladung hinterließ bei Versuchen und im Einsatz keinerlei Schäden an der Waffe.

Bild oben: Die Hülse war fortan "eine runde Sache" ( das erste Mal bei einem Mosin ! )


Neu
am zweiten Modell war außerdem die endgültige Einführung kurzer Fingerrillen hinter dem Oberring:

Schon bald nach der Auslieferung der ersten Waffen des Modell I mit verbesserten Ober- und Unterringen aus Federstahl (ab 1932) an die Truppe wurde ein kleiner Folgemangel entdeckt:

Zwar erfüllten die neuen Bauteile der Festigkeit nach ihre Funktion in vollem Maße, zudem hatten sich durch ihre Verwendung wiedereinmal die Anzahl der Arbeitsschritte wie auch der Materialeinsatz reduzieren lassen.

Es stellte sich aber nun heraus, daß der
feste Sitz des Unteringes etliche Soldaten dazu brachte, diesen mit ihrem Bajonett loszuhebeln.
Schäden an den Schäften und Bruch von Bajonettspitzen waren die Folgen.

Bilder oben: Standardschäfte des Einheitsgewehrs, links von 1932 bis mindestens 1934, rechts die Folgeversion mit den Fingerrillen

Die ( im Bild rechts oben ) gezeigten kurzen Fingerrillen sollten diesen Umstand ab 1934 vermeiden helfen. Durch sie war es möglich, selbst die "strammen" neuen Federstahlringe allein von Hand aus ihren Klemmfedern zu drücken und abzustreifen.

Ebenfalls neu in 1934:

Auch die
alten Federringe, welche ebenso noch aufwendig gefräßt werden mußten, ersetzten die Entwickler nun durch solche aus gebogenem Federstahl. Dies ergab wiederum einen Zeit- und Materialvorteil bei der Herstellung.
Letzterer Vorteil, zuvor auch beim Modell I ("Ober- und Unterringe") angesprochen, mag im Materialbereich lediglich ein paar Grämmchen gebracht haben. Nicht zuletzt, weil die aktuellen Produktionszahlen in den frühen Dreißigern des letzten Jahrhunderts in beiden Standorten zusammen nie über 300 Tsd. Stück lagen...

Allzu leicht vergißt man dabei jedoch, daß auch in der Sowjetunion mittlerweile die eindeutige Zielrichtung im Hinblick auf erwartbare Auseinandersetzungen mit dem erstarkenden Deutschen Reich lagen. Vor diesem Hintergrund rückte eine richtige Massenproduktion der Einheitsgewehre M 91 / 30 für die UdssR verpflichtend näher !
Am allermeisten unterschätzt
wird bei solchen Fertigungsvorgängen freilich die Arbeitsersparnis.
Bezogen auf die alten Federklemmen hier der Ferigungsvorgang am fertigen Rohling: Zusammenlegen mehrerer Rohlinge in eine Fräßhalterung, Einlegen dieser in die Aufnahme unter dem Fräser, Fräsen, anschließend Entnahme zur weiteren Verarbeitung. Das Alles von Hand !!!
Vorgänge zur Erstellung neuer Klemmen: Stahldraht wird gewalzt, abgelängt, die Stücke laufen unter eine Formpresse, Fertigteile werden ausgeworfen .....

Bild oben: Die Oberringe beider M 91 / 30 sind schon aus Federstahl, die untere Waffe zeigt aber noch eine massiv-gefräßte Federklemme ( eine andere Bezeichnung für "Federring" oder auch "Ringklemme" ).
Das obenliegende Gewehr hat bereits den
gebogenen Federring aus Stahldraht.
Machartbedingt erscheinen seine Winkel abgerundeter, ein
Luftprofil ist sichtbar !

Auf einen Blick: Oben sieht man ein Modell I, in dieser Form korrekt 1932 bis 1934. D.h. schon mit dem Unterring aus Federstahl, Federring jedoch noch massiv, keine Fingerrille.
Die untere Waffe zeigt
alle Neuerungen des Modell II (Fingerrille, Federring aus Federstahl), sie ist aber noch ein Modell I, gebaut Ende 1934 !

..... bis hierher greift keine Hand !

Allein diese kleine Gegenüberstellung macht deutlich, wie vorteilhaft die relativ geringen Veränderungen hin zum Modell II des Einheitsgewehres waren. Nicht erwähnt wurden die nach jedem Fräsvorgang nötigen Reinigungen (Fräsen = spanabhebendes Verfahren, Entfernen der Spanreste durch Spülen / Ausblasen erforderlich).
Durch Formen und Prägen an Stelle des Fräsens ließen sich deshalb
enorme Ersparnisse erwirtschaften, vorhandene Resourcen an Menschen und Material konnten geschont bzw. wirksamer eingebunden werden.


Riemenschlitze:

Identisch motiviert
waren die sukzessiven Veränderungen an der Verkleidung / dem Schutz für die Riemenschlitze. Die untenstehenden Bilder geben einen Überblick vom Anfang des Modell I über den Hauptproduktionszeitraum bis hin zu den späten Ausführungen des Modell II (ab etwa Mitte 1943). In der allerletzten Bauphase entfielen häufig selbst diese kleinen Restbleche !

Es war einmal:
So aufwendig erstellt ( Bauteil gefräßt, Extra-Stahlschrauben) erschienen zuletzt die Fassungen für die Riemenschlitze am Modell I (bis Mitte 1934)

Radikal modernisiert:
Die Riemenschlitze sind nur mit eingpressten Blechen versehen. Hierdurch entfällt die aufwendige Verarbeitung an den vorherigen Einfassungen !


Späte Erscheinung:
Auf dem Höhepunkt des "Großen Vaterländischen Krieges" gab es nur noch ein
kleines Blechle für die Schlitze.

Schlösser:

Sämtliche oben beschriebenen Änderungen sind
eher augenfällig, insbesondere II´er - Modelle mit diesen Merkmalen lassen sich selbst auf den oft hastigen Angebotsphotos beim Onkel leicht klassifizieren.

Ganz anders sieht dies mit zwei Veränderungen, die sich erst beim zweiten Blick offenbaren:

Das neue Schlösschen ( auch "Schloßmutter") des M 91 / 30, Modell II, wurde kleiner gestaltet, die beidseitigen Absätze sind entfallen. Auch hier war der Grund die Herstellungsvereinfachung.

Rechtes Bild:
Die hintere Waffe zeigt die alte Schloßmutter,
vorne sehen wir die modernisierte Ausführung

Der neue Stängelansatz erscheint außerdem abgerundet und ohne erhabenen Absatz. Auch in diesem Fall wurden Arbeitsschritte eingespart.

Linkes Bild:
Diesmal sehen wir die herkömmliche Bauart unten, deutlich schlanker erscheint das Schloß des Modell II dahinter

Obwohl anzunehmen ist, daß bei den neuen Systemschlössern neben den Arbeitsschritten natürlich auch Material eingespart werden sollte, hat sich der Autor spaßeshalber der Mühe unterzogen, einige der verschiedenen Schlosser zu wiegen.

Die Überraschung: Beide Versionen lagen zwischen 406 und 414 Gramm. Hierbei verteilten sich die beiden Extreme auf je beide Ausführungen gleich ... Eine Deutung, warum ausgerechnet ein augenscheinlich kleineres Schloß schwerer als das größere (ebenso auch umgekehrt) sein kann, gelingt nur mit Blick auf anzunehmende unterschiedliche Materialdichten.

Rückgriff "Qualitätssteigerung":

Zu Anfang der Beschreibung des
Modell I erwähnten wir den (für sowjetisch-russische Verhältnisse) ungewöhnlichen Qualitätssprung beim M 1891/30. Zugegebenermaßen bezogen sich diese Verbesserung allerdings nicht immer auf die Fertigung aller Systeme.Als die Fertigung der ersten Jahre angelaufen war, gelang es dem alten Schlendrian sich stellenweise, genauer im Bereich der gefrästen Aufnahmen für das Innenleben, wieder einzunisten. Zudem ergab es sich, daß mit dem Beginn des Krieges gegen Deutschland die allgemeine Ferigungsperfektion rapide sank.

Dies merkt heute der Sport- /Ordonanzschütze immer wieder. Man kann mit einem M 91/30 Glück haben und ein gut gefertigtes Stück erwerben, ausgeschlossen ist jedoch ein "Montagsmodell" durchaus nicht.
Bei diesen Waffen gilt übrigens besonders:
Je früher produziert, je besser. Im Kriegsverlauf wurde jedenfalls die Grundqualität arg zurückgeschraubt, sie fiel am Ende den Zwängen einer Massenproduktion komplett zum Opfer.
Schrittweise
vergrößerten sich Toleranzen, es wurde in Kauf genommen, auch früheren "Ausstoß" an die Front zu werfen ( Gleiches gilt im Übrigen genauso für die deutsche Standardwaffe "K 98k", wenn auch oftmals aus Gründen der Fertigungslogistik! ).

Deswegen hier einige Eckdaten zur groben Orientierung:


1938:
Tula und Ischevsk überschreiten jeweils die Grenze einer halben Million gebauter Stücke
1941: Beide Fabriken bauen in diesem Jahr knapp 1 Million Standardgewehre
1942: Der Höhepunkt in Ischevsk mit über 2,8 Mio. Exemplaren, Tula konzentriert sich mehr auf den M 38
1943: Immerhin noch mehr als 1,8 Mio. in Ischevsk, Tula hüllt sich heute noch in Schweigen

... danach rundweg in´s Aus


Die "hohe Zeit" des (nun) endgültig vervollkommneten Einheitsgewehrs dauerte nur 8 Jahre, schon im Verlauf der Schlußphase des II. Weltkrieges in 1944 wurden sie sämtliche Stücke (mit Ausnahme der Scharfschützenversionen) bei der kämpfenden Truppe gegen den M 44 ausgetauscht !!!

Immerhin aber war das Standardgewehr M 1891/30 der Sowjetischen Streitkräfte eine der meistgebauten Militärwaffen der damaligen Welt. Zusammen mit der Fabrik in Tula entstanden über beide Modelle hinweg mehr als 12,8 Mio. Exemplare.





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