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M 39 II

Fern der Heimat > Soumen Armeja > Finnlands Gewehre

M 39

(Nennform: Sotilaskivääri m-39)

Baujahr: 1942

Herkunft: Finnland

Fabrikation: VKT

Zeitraum: 1940 (aller-neueste Erkenntnis) - 1944

Länge: 119 cm
Lauflänge: 66,5 cm
Gewicht: 3,64 kg
Visier : Schiebevisier,
gerade, bis 2000 mtr.
Stückzahl: ca. 49 Tsd.

"Der alte Pekka"

Trotz ihrer großen Vorliebe zu kompromißloser Sachlichkeit wird den Finnen auch eine natürliche Sentimentalität nachgesagt. Nachprüfbar ist dieses u.A. im volkstümlichen Liedgut und der Lyrik (hier zumindest bis in die 70´er des letzten Jahrhunderts).

In unserem Sinne belegbar aber ist dies durch den allgemeinen Spitznamen für den M 39 : "Ukko Pekka".

Gemeint war hiermit der schnautzbärtige ehemalige Staatspräsident Pehr Evind Svinhufvud.
Dieser hatte, obwohl während seiner Amtszeit stets um Reibereien aller Art bemüht, im Volk einen bleibenden Eindruck hinterlassen (
möglicherweise gerade wegen seiner Beharrlichkeit...).

Neben seiner undiplomatischen Art kam ihm hierbei auch eine große Liebe zur eigenen Familie (kein öffentlicher Auftritt ohne zumindest die Anwesenheit seiner Frau) und zusätzlich noch die Tatsache zugute, daß er sich immer wieder
persönlich mit den Waffen der Heimwehr und der finnischen Armee auseinandersetzte. Als begeisterter Schütze und Kenner der Materie begleitete Svinhufvud bis zu Ende seiner Amtszeit 1937 die intensiven Erprobungen und Vergleiche der Armee auf dem Weg zum neuen Standargewehr Finnlands.

Im Verlauf dieses Prozesses wurde eine Vielzahl von Prototypen wieder verworfen, bis hin zum M 1891/35. Dieses vereinigte zum ersten Mal einige Details der späteren Waffe (u.A. das fortschrittliche Visier), jedoch verbunden mit dem kurzen Lauf des Reiterkarabiners M 27 (Ratsuvään kivääri M 27). Hauptkritikpunkt an dem äußerst führigen Gewehr war ein enormer Rückstoß sowie sein überdeutliches Mündungsfeuer.

Erst am 14. April 1939 schließlich fand die Entwicklung mit dem Ziel eines neuen Standardgewehres der Suomen Armeija durch die Einigung der betrauten Kommissionen ihr verdientes Ende:

Die neue Einheitswaffe der finnischen Streitkräfte bekam die Bezeichnung "Sotilaskivääri malli-39"


Das vorliegende Belegstück ist in seiner Art hierbei schon eine Weiterentwicklung (deshalb "M 39 II"). Es verfügt bereits über den allseits bekannten Pistolgriff und (ab Werk) über den zweiteiligen Schaft.

Runde Sache:
Sämtliche Schaftverzahnungen
vor 1944 wurden geschwungen
ausgeführt


Hierzu ist anzumerken, daß im Zuge von Instandsetzungen der Einsatzrückläufe nach dem Endes Krieges 1944 viele Schäfte von M 39-Typen ausgetauscht wurden.


Diese Stücke fassen wir unter M 39 III auf der folgenden Seite zusammen.

Nachtrag I:

Lösungssuche über das Ausschlußverfahren


Zum Jahreswechsel 2013/14 erhielt der Autor eine Anfrage, aus der sich Zweifel an bislang vorliegenden Produktionsdaten ergab. Da bekanntermaßen die Neugier der
eigentliche Initiator und allemal "spiritus rector" dieser Seiten ist, begann hiermit eine kleine Recherche zum Thema. Das Ergebnis war wirklich überraschend !

Tenor der Zuschrift war, daß es trotz Recherche (auch im Weltnetz) nicht gelingen konnte einen M 39 korrekt einzuordnen.
Nach Übermittlung weiterer Bilder stand für uns
zunächst einmal nur fest: es handelt sich wirklich um diesen Gewehrtypus -anfängliche Zweifel waren also ausgeräumt.

Ein erster Gedanke zur Lösung ging in folgende Richtung:

Unsere finnischen "Meister der Ressourcenschonung" hatten einen deffekten
M 39 - Lauf durch einen älteren aus einem anderen Modell ersetzt. Anbieten würde sich hierfür der eines M 28/30, da er ja schon über eine ähnliche Visierung verfügt...

Jedoch: alles Lavieren half NICHTS: Die grob angedachte Lösung zum Lauftausch aus einem "M 28/30" passt ebensowenig wie die ähnlichen Varianten zum "M 28", "M 27" oder "M 27 rv"...( Der Gedanke, Läufe der Modellgruppe "M 91/30" zu verwenden schied schon zu Anfang wegen geringerer Querschnitte aus !)

Denn: die 28´er wurden nie bei VKT gebaut, die 27´er hingegen schon, jedoch lange vorher !!! - Einen Um- bzw. Anbau der moderneren Visiereinrichtungen hatten wir zuvor einfach ´mal unterstellt -

Kurzum: Mit größter Wahrscheinlichkeit haben wir hier somit ein Stück, welches die ursprünglichen Recherchen anderer Autoren ergänzt (!!!), dahingehend, daß bei VKT die M 39 - Produktion schon ein Jahr früher, nämlich 1941, begann !!!

Oben und rechts:

Zweifellos ein M 39 (II), sogar mit originalem Riemen der finnischen Armee


Nachtrag II:

Innere Sicherheit...

... durch Bestätigung:

Neuestes Belegstück für diese strittige Frage war unten abgebildetes
M 39 II, wiedereinmal OHNE den mindesten Ansatz einer "Sammler-Sensation" in das Angebot der Plattform "EGON" eingebracht.

Dieses holte denn auch den Autor von eingefahrenen Wegen, zwang ihn zu erneuter Recherche ---- Zurück also zu Herrn Wrobels Werken ..(zum xxx-Ten, aber jetzt genau lesen tun !!!)

Und siehe da:
In Band II findet sich eine Tabelle, welche u.A. Bezug auf die fraglichen Fabrikationszahlen und - zeiträume des M 39 II aus dem Hause "VKT" nimmt. Besser noch: Er erwähnt an dieser Stelle erstmals einen Produktionsbeginn im Jahr "1940".
In Kenntnis der
Akkuratesse dieses Autors (belegt u.A. durch den umfangreichen Anhang mit Quellenverweisen in seinen Büchern) können wir eine solche Jahreszahl NICHT als "bloße Vermutung" verwerfen.

Immerhin gibt es an dieser Stelle (Wrobel Bd. II, Tabelle s. 28) nebenbei noch echte Seriennummern als Zugabe !!!

Diese decken sich im Übrigen mit beiden abgebildeten Belegstücken, zudem mit denen des führenden Autors zum Thema in den VSA (Terence W. Lapin, 4. Ausg., s. 122) !!!!!!!

Exkurs"Donation to the Red cross":


Es blieb weiterhin lange Zeit ein Rätsel, warum vereinzelt, aber immer ´mal wieder, Gewehre des Typ M 39 mit Produktionsstempeln von 1945 / sogar später aufgetaucht sind - schließlich beendete der "Waffenstillstand von Moskau" am 19. September 1944 - jeglichen Notwehrzwang Finnlands (und damit auch die kriegsnötige Weiterproduktion der Waffe).

Vermutungen in Richtung "Kellerfälschungen" bestätigten sich nie. Im Verlauf unserer Nachrecherche, jedoch, stießen wir auf eine typisch finnische Feinheit:

Jeglichem dauerhaften Waffenstillstand (Ausnahme bildet hier das Deutsche Reich) muß laut Völkerrecht eine Friedensverhandlung mit dem Ergebnis eines Vertrages zum Frieden folgen.

Dieser kann und wird in der Regel für den unterlegenen Vertragspartner mit unangenehmen Auflagen (Reparationszahlungen / Industriedemontage / Besetzung) einhergehen.
Da die finnische Führung sich dieser Tatsache im Klaren war, suchte sie schon im Oktober 1944 nach einem Ausweg ..
..
Mannerheim wußte: Die Sowjetunion war überlegen, viele Entscheider in diesem Staat sannen auf Genugtuung , nicht nur durch Gebietsrückgaben, sondern auch mittels "Sonderhilfen" für den Wiederaufbau eigener Industrie !!!

Er ahnte aber auch um die Folgen, und so wurde beschlossen gerade die für die finnische Verteidigung so wichtig gewordene Firma "SAKO- Sujeleskuntien Ase-ja Konepaja" (die seit dem Bürgerkrieg in Suomi sorgfältig aufgebaut und effizient gemacht worden war) vor dem Zugriff durch den Sieger zu schützen:

Der gesamte Komplex wurde
1945 "gespendet", und zwar an das finnische Rote Kreuz. Werksinterne Aufträge, Reparaturen an Gütern jeglicher Art (Gewährleistung, auch an Waffen), unterstanden nun nicht mehr dem finnischen Staat, waren somit für den Kriegssieger nach Konventionen nicht mehr erreichbar !!!

In 1962, nach einer Umwandlung in eine Aktiengesellschaft, gingen die führenden Anteile wieder in privaten Besitz ... (vrgl.: Terence W. Lapin, 4. Auflage, s. 122). Von diesem Zeitpunkt an setzte SAKO die gewachsene Erfahrung ein, es begann die effektive Vermarktung hervorragender jagdlich und militärisch verwendbarer Gewehre.

Bild links: Seltener Beleg, ein Hülsenstempel von SAKO aus dem Jahr 1945


Ein in der Weltgeschichte bislang EINMALIGER Schachzug, dessen Erfolg u.A. den Ausbau des auch heute noch großen (weil QUALITÄT liefernden) SAKO-Konzerns rettete !!!!!

(Innerlich und im Nachhinein grinsen wir anerkennend in Richtung Norden: Hihihi, sind schon Schlitzohren, diese Finnen ...)


Exkursende

Aufgrund obiger Abbildungen ergibt sich nur noch eine Restunsicherheit : Sollte hier am Ende ein Händler nach dem Krieg auch noch ´mal Etwas "zusammengeschraubt" haben ?????

---- Denn: Der Schaft stammt eindeutig aus der Äera nach 1945 (vgl. Wrobel, Bd. II, s. 276 / auch 7,62x54r.net, da unter "Finnish Stock Features")

Antwort: Offensichtlich JA, es sei denn eine Umschäftung wurde im Rahmen der "Gewährleistung" nach dem Kriege bei SAKO vorgenommen (?), ganz sicher zu klären ist der Sachverhalt wohl nicht ...

Begründung: Im Verlauf des Artikels konnten wir das zweifelhafte Baujahr hinlänglich deuten. Da die neuen Schaftkompositionen jedoch erst nach 1945 eingeführt wurden, negativiert sich genau an dieser Stelle ein Bedarf von "1941" !!!

Zum Ende bleibt eh´nur die Frage:
Haben die Puristen unter den oben aufgezeigten Umständen möglicherweise deshalb mit Geboten gezögert ??? - Wir denken: JA !!!

Schuldzuweisungen jeglicher Art für ein nicht gaaanz so gutes Ergebnis derartiger Auktionen gibt es jedoch einfach nicht.

Darf es auch nicht geben, denn:

1. Kann NIEMAND von einem Verkäufer, erst recht nicht von einem Händler, auf solchen Plattformen verlangen, daß er SÄMTLICHE Hintergrunde (gerade im historischen Bereich) seiner Ware recherchiert --- das müssen wir Bieter / Sammler bewältigen !!!

2. Manchmal ist es eben so, potentielle (= wissende) Kunden und Sammler müssen sich enthalten, da "... das Dach / die Heizung / der Pflegedienst für Oma ... ganz einfach wichtiger sind !!!


Nachschlag:

"Echter FinUngRu (aus dem geheimen Produktionsort "Obi", vermutlich im Kaukasus, aufgetaucht !"

Wie tief unbedarfte oder gar geschäftlich Interessierte Verkäufer in die Sammlermägen greifen, mag vielleicht untenstehendes Beispiel verdeutlichen:

Bild oben:
Offensichtlich finnischer
M 91/30, zweiteiliger Schaft

Bild links:
Zarenkartusche (
bis 1917) und Lauf von 1953 aus Ungarn ...
Frage: "Geht´s noch ???"


Bilder rechts:
Sollte die "Spaxx- Schraube" in Wirklichkeit in Rußland erfunden worden sein ???


Fazit:


Die unter einigen Ordonanzern gültige Devise
"Basteln, bis der Schießwart weint ..." hat DORT gewiss eine Berechtigung !!!!!

Doch unter echten Sammlern, unabhängig amtlicher Vorgaben - also auch für die Liebhaber historischer Dekorationswaffen - sind obige Konglomerate ein "GEHT-NIMMER".

Einziger Grund zum Ankauf (
so war es auch bei uns) ist der möglichst billige Erwerb gesuchter Teile . PUNKT



Hier wurden Sie geholfen


Im Nachgang bleibt festzuhalten, daß der ganze Prozess zu einem greifbaren Ergebniss führte:

a) Eine weitere Ergänzung in Produktionstabellen konnte hierorts verbucht werden
b) Ein erneuter Schritt zur Vervollständigung der Datenlage ist nun öffentlich

Bleibt nur zu hoffen, daß dies auch außerhalb von Mosin-Nagant.de registriert wird.


An dieser Stelle gibt der Autor zu, daß er freudigst einen III. Band von K.H.Wrobel erhofft, wenn nicht gar eine Zusammenfassung in einer Art "Mosin-Nagant-Bibel" !!! - Wäre schlicht "TOLL"

(.. und wenn darin auch noch das ein- oder andere "Fake", wie etwa der stilistische Fehlgriff oben, im Interesse der Sammler behandelt würde --- OBERTOLL !!! )



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