Mosin-Nagant


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M 44 Radom

Fern der Heimat > Polen

Karabiner M 1944

(Kurzform: Polnischer M 44)

Baujahr: 1952

Herkunft: Polen

Fabrikation: Radom

Zeitraum: 1948 - 1955

Länge: 102 cm
Lauflänge: 49 cm
Gewicht: 4,05 Kg

Visier: Tangentenvisier,
Korn mit Kornschutztunnel

Entfernung: bis 1000 mtr.

Stückzahl: ca. 150 Tsd.


Eine Hand wäscht die andere ....

(und erst recht sehr gründlich, wenn es sich um "besondere Hände" handelt...)

Diese Einschätzung verdankte das neuerstellte Polen nach überstandenem Krieg gewiß auch seiner immer noch existierenden Bollwerkfunktion in Richtung Westen. War doch für den waffenbrüderlichen Sieger Sowjetunion die sich schon ab 1946 abzeichnende spätere DDR im Wesentlichen noch nicht nicht einzuschätzen!
Zudem galten im
polnischen allgemeinen Bewußtsein -natürlich abseits der offiziellen Propaganda-, die deutschen Ostgebiete als (zumindest) "besetzt", wenn nicht gar Schlimmeres... Selbst der übelste polnische "Klau´s" ging eben dort lange Jahre nicht ohne zu Pfeifen nachts alleine in den Wald !!!!!

So war es, aus sowohl strategischen wie auch politischen Gründen, völlig nachvollziehbar, daß für eine durch den II.Weltkrieg nun endgültig erstarkte UdssR diese neue "Republik Polen" ein ganz besonders wichtiger, bevorzugter und liebenswerter Partner wurde. Denn: zum Einen hatte das ehemalige Polen seine strategische Opferrolle im Jahre 1939 voll erfüllt, zum Anderen war es nunmehr politisch in eine Position gebracht worden, welche das neue russische Imperium gegenüber vermuteten westlichen Absichten wirkungsvoll schützen sollte !

Nicht zuletzt deshalb war man
ab 1947 nur allzu gerne bereit, die veralteten Maschinen für den M 44 und M 91/30 in Tula abzubauen und bei Lucznik (in der Nähe von Radom) neu einzurichten. Dieses setzte sich bis in ´48 fort. In Jenem Jahr endete dann die heimatliche Produktion dieser Waffe endgültig zugunsten des "Automat Kalashnikov" (AK 47).

Und - jenes Jahr 1948 war auch der Beginn einer Erstproduktion von etwa 6 Tsd. Gewehren und Karabinern aus mitgelieferten Modulen der Restfabrikation (wie auch mit aus Kriegszeiten verbliebenen Teilen).

Zeichen der Verbundenheit:
Sowohl eine brave Anbringung der Länderkennung "
11" (für Polen) als auch der Fortgebrauch sowjetischer Codierungsweise aus Lettern und Ziffern bekräftigen optisch die polnische Brudertreue.
Nur sind die Buchstaben,
ähnlich zu ungarischen wie auch rümänischer Mosin´s, natürlich nicht in Kyrillisch

Eine eigenständige Aufnahme der Fertigung war, ganz einfach wegen der notwendigen Aufarbeitung von Maschinen und ( erst recht ) der -mitgespendeten- wahrhaft "ausgenudelten" Lehren, erst ab dem Jahr 1951 möglich!


... die sich wiederum gerne umgreifen läßt !


(... so auch beim Tanze auf politischem Parkett !)

Gewiß hatte ein solcher wichtiger "Waffenbruder" wie dieses neue Polen logischerweise auch besondere Aufmerksamkeit / Zuneigung der Sowjetunion verdient. Die Staatsführung, namentlich Präsident Bolesaw Bierut (ein Stalin besonders ergebener Politiker), wiederum wußte warum. Konnte sie selbst ihre eigene Stärke doch jahrelang allein auf diese Zuneigung zurückführen !

Deshalb half die damalige polnische Führungskaste auch eifrig mit, eine funktionierende Zulieferindustrie zugunsten der
Sily Zbrojne Rzeczypospolitej Polskiejin ("Streitkräfte der Republik Polen") wieder in Gang zu bringen.
Immerhin --- das Unterfangen
gelang nachhaltig : Die "Fabrik Nr. 11" / Radom stellte in den 1950´ern u.A. auch große Mengen der PPS 43, Pistolen und ... natürlich Nagant-Waffen her. Hinzu kamen später noch weitere Gegenstände des militärischen Gebrauchs (z.B. Zeltöfen, Zeltgestänge, Transportbehälter u.V.m.). Somit war es geschafft, daß zumindest die Bevölkerung des südlichen Masowien in "Lohn und Brot" war.

Somit zufrieden war sie auch mit dem neuen System, ganz im Gegensatz zu anderen Woiwodschaften ...

(...siehe ganz unten)

Exkurs:

Ebenfalls "Radom"

Wesentlich bekannter unter den Sammlern ist diese Radom, eine "VIS M 35", kompletter Nachbau des Colt 1911 - allerdings mit einem abgewandelten, wesentlich handlicheren Äußeren.

Nach der Besetzung Polens erreichten
alle P 35 locker die WaA-Abnahme, der grund-
legenden Zertifizierung zur Aufnahme von Gegenständen (Ausrüstung und Waffen aller Art) in den Anwendungsbereich der deutschen Wehrmacht.

Stichwort "QM":
Diese "Wa.A.- Stempel" hatten die Aufgabe, den ordnungsgemäßen Übergang eines Liefergegenstandes vom Hersteller auf die Wehrmacht in der geforderten Qualität zu bestätigen !!!

Bild oben:
Die polnische
P 35 (p), im Oval die original Wehrmachtsabnahme ( Lupe vergrößerst den Ausschnitt )

Sowohl die Funktions- und Treffsicherheit, wie auch die intuitive Haptik dieser Handfeuerwaffen war derart überzeugend, daß sie innerhalb der Wehrmacht schon bald zu einer Art "Liebling" avancierte. Engagierte Kommandeure, allen voran der Waffen-SS und der Fallschirmjäger, unterstützten dieses Verlangen.
Und so kam es, daß vorrangig deren Verbände mit dem Bärenanteil der etwa
380 Tsd.- Wa.A. gestempelten Pistolen dieses Typ´s ausgestattet wurden.

Exkursende !

Zurück zum M 1944 aus Radom:

In seiner Art stellte dieser Karabiner gewissermaßen "DAS Nachkriegsmodell" aller Nagants dar.

Übernommen wurden (zumindest im Groben) die Abmessungen, alles verbunden mit dem obligaten Bajonett.
Beibehalten ebenfalls die Weiterentwicklung der Bajonetthalterung des sowjetischen M 44 II wie auch die Schäftung aus Vollholz.
Allerdings muß man zugeben, daß Letztere, zumindest in der ersten Produktionsphase, die einzig wirklich mögliche Änderung gewesen wäre:

Hier stammten noch beinahe alle Teile bzw. Rohlinge aus der Ursprungsproduktion im Mutterland der Mosins.

Bemerkenswert ist jedoch, daß schon die ersten Lose, deren Ausführung wirklich NUR auf gelieferten Teilen fussten, mit größter Sorgfalt montiert wurden.
Als dann
ab 1951 die Vollfertigung begann, sollte sich das Auszahlen:

Die polnischen
M 1944, aber auch ihre langen Geschwister M 1891/30, sind wirklich äußerst sauber ausgeführt, treffsicher und "verdauen" - ganz im Gegensatz zu manchen finnischen Gewehren unserer Waffenfamilie - wirklich alles (selbst die billigen russischen "Wolfsköppe") !!!

Eine kurze Sektion des vorliegenden Stückes ergab ein sauber gefrässtes Innenleben der Hülse, sichtbare Übergänge waren absolut gratfrei, sämtliche Passungen nahezu übergangslos.

Welch ein Gegensatz zu einem sowjetischen M 44 aus Tagen des II. Weltkrieges !

Bild oben:

Unverkennbar die verbesserte Bajonettarettierung mit der "zweiten Nase"


Selbstredent
übernahmen die Ingenieure der Fabrikation von Radom auch den breiteren Kornhalter des Modell II. Zum Einen trug dies aufgrund wesentlich verbesserter Stabilität dieser wichtigen Zielhilfe Rechnung, zum Anderen bot deren Grundplatte nun die Möglichkeit, mittels deutlicher Markierungen ein Einschießen der Waffen bestens zu garantieren.

Neben der Beibehaltung von Schäften aus vollem Holz war dieses wieder eine Maßnahme, welche, obwohl kostenzehrend, mit der Übernahme von Vorgaben aus den ehemals sowjetischen Produktionsstraßen beibehalten bzw. durch gewissenhaftere Ausführung in Radom verbessert wurde.

Im Bild (
rechts ) sehen wir einen Pfeil, der auf die deutlichen Markierungen auf der Stirnseite des Kornträgers verweist.

Ordnungssinn:
"Vorurteile sind die Summe von Erfahrungen"

Da wir an dieser Stelle gewiß nicht den Erfahrungsschatz Anderer schmälern / in Abrede stellen möchten, zu (links) nebenstehendem Photo nur DIESES:

Selbst die Schäfte der polnischen Mosin-Nagant Gewehre und -Karabiner wurden
zu großen Teilen mit der entsprechenden Systemnummer markiert.

QED: Zumindest in militärischen Belangen waren die Polen, unabhängig von der jeweiligen Staatsform, äußerst korrekt, in Teilen sogar eher "preußisch" !!!

Bild oben:
Zu sehen ist ein Schaftstempel , nummerngleich mit der Systemhülse.
Stempellage ist der linke Hinterschaft.

Über die Verwendung dieser Waffen ausschließlich zu Gunsten der polnischen Armee besteht in Fachkreisen allerdings eine Uneinigkeit.

Klar ist: Sie wurden, neben den M 1891/30 sehr wohl zugeteilt, dies belegen Photos. Unklar jedoch bleibt, in welchem Rahmen. So geht aus den Schriften des ehemaligen Direktors von "Radom" hervor, daß Teile der Fertigung auch anderen Abnehmern zugesprochen wurden, also (zumindest AUCH) für den Export vorgesehen waren (vgl. K.H. Wrobel, Bd. II, S. 113).

Zudem sprechen diese Dokumente von "unterschiedlichen Qualitätsstufen" in der Fertigung, welche (wohlgemerkt: mutmaßlich) in einem solchen Fall wohl dem jeweiligen Adressaten angepasst waren !!!

Vermutungen dieser Art lassen sich jedoch anhand des beschriebenen Belegstückes nicht ziehen.

Anamnese: Dieser M 1944 weist übliche Abnutzung auf, er ist abgegriffen und aber (korr.) gepflegt, ohne irgendeinen Rost. Er ist keine ARSENALWAFFE. Der Schloßgang ist mosin-typisch hakelig, sein Abzug ist "schwammig", will schreiben: löst irgendwann aus! Ein Putzstock fehlt.
Der Umbau zum "DEKO" datiert aus den 1970´ern, eine Aufarbeitung wie auch eine "Nachbrünierung" fanden glücklicherweise niemals statt. Trotz des frühen Umbau´s wurde der Verschlußkopf abgeschliffen.

Resumeé: Echt gutes "Deko-Gewehrchen", aufgrund seiner Geschichte und des frühen Baujahres SEHR SAMMELWÜRDIG !



Die verstoßenen Soldaten:

In genau diesem, obigen, Zusammenhang sollte nicht vergessen werden, daß die stalinistische Führung in Polen nach dem Krieg noch lange nicht sicher war...

So gab es noch bis
Mitte der 50´er des letzten Jahrhunderts bewaffnete Aufstände, mit denen starke Einheiten aus Resten der ehemaligen "Heimatarmee"(Armia Krajowa) und antikommunistischer Narodowe Sily Zbrojne für ernstzunehmenden Widerstand sorgten. Wie ernst sagt dem Laien zuvorderst die heute bekannte Stärke zum Ende 1949 : ca. 100 Tsd. Kämpfer !!!

Untenstehendes Bild zeigt Teile der noch heute bekannten "5.Brigade" bei Lublin um 1950. Zu sehen ist nicht etwa eine "verdreckte Partisanenbande", sondern ein effektiver Verband mit strengen Regeln, nicht zuletzt auch im Bereich der Uniform und Hierarchie!!!
Geführt wurden diese Einheiten nach den
Vorgaben des militärischen Heimatschutzes, änhlich denen der finnischen Heimwehr -nachzulesen HIER- oder (wesentlich später, im Erlebensbereich des Autors) der HaSchKdo´s der Bundeswehr (Ende 1970´er Jahre) !


Aufgrund derer speziellen Kriegsführung eignete sich die junge, noch im Aufbau befindliche "Polnische Volksarmee" keineswegs zu ihrer Bekämpfung.


Ganz anders jedoch verhielt es sich mit der
Milicja Obywatelska, einer militärisch geschulten, äußerst linientreuen Polizeieinheit, befohlen vom Innenministerium in Warschau. Diese "Volksmiliz" war gut ausgerüstet, politisch äußerst motiviert und, das Wichtigste, in ihrer Vorgehensweise absolut rücksichtslos !
Die Vermutung des Autors bezüglich der Produktionszahlen des hier behandelten Karabiners
M 1944 geht dahin, daß eben solche Verbände ein bevorzugter Abnehmer dieser führigen Waffe gewesen sein dürften...

Trotz aller Mühen des herrschenden Systems sollte dieses unrühmliche Kapitel polnischer Geschichte erst weit später wirklich beendet sein:

Der letzte „Verstoßene Soldat“ – Józef Franczak – wurde erst am 21. Oktober 1963 in der Nähe der Kleinstadt Piaski (Ostpolen) getötet.






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