Mosin-Nagant


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Suomen Armeja

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… die "bewaffneten Kräfte Finnlands", hatten nicht nur für ihren offensiven Nachbarn Sowjetunion so manche Überraschung parat.

Auch etliche Liebhaber russischer Mosingewehre mußten nach einem Fernkauf (etwa beim "Onkel Egon") perplex feststellen:
das "
echt russisches Gewehr, WW II, aus Dachbodenfund" weist einen kleinen Stempel SA im Rechteck auf, und machte somit manchen vorauseilenden Besitzerstolz zunichte.

Dabei geschieht eine Schmähung finnischer Abkömmlinge unserer Waffenfamilie vielfach zu Unrecht, bilden sie doch einen der interessantesten und zumeist wertträchtigsten Zweige der Mosins.


Aber zunächst einmal:

Wie kamen Mosin-Gewehre in ….

...das unscheinbare Finnland ?

Misst man die Größe dieses Landes an seinem Bekanntheitsgrad in der deutschen Bevölkerung (NOKIA, Polarkreis und Rentiere, Mika Häkkinen, ggfs. noch "Leningrad- Cowboys"), so mag es eher klein erscheinen.
Dabei besitzt Finnland nur knapp 20.000 km² weniger Gesamtfläche als Deutschland. Riesig jedoch ist der Unterschied in der Besiedelung: Hier hocken wir uns mit 230 Einwohnern/km² oft auf der Pelle, die Finnen haben mit rechnerisch 15,5 Einwohnern auf gleicher Fläche wesentlich mehr Raum.

Finnland, bei seinen Nachbarn hochbeliebt:

Seit dem ausgehenden Spätmittelalter bildeten weite Teile des heutigen Staatsgebietes ein abhängiges Anhängsel Schwedens, bis zu ihrer zwangsweisen Abtretung an Russland 1809.

Von diesem Zeitpunkt an genoss Finnland den Status eines "Großfürstentums", verbunden mit weitgehenden Sonderrechten gegenüber Sankt Petersburg. Diese Freigiebigkeit Russlands geschah jedoch nicht uneigennützig, immerhin erhielt der Zarenstaat aus Finnland wertvolles Erz und konnte das karge Großfürstentum im Norden mit teurem Getreide versorgen. Verbunden mit einer rein russisch dominierten bzw. abhängigen Verwaltung und Justiz sowie einer beständigen Verschuldung an das "Mutterland", sollte sich im Laufe des Jahrhunderts aber eine immer deutlichere Unzufriedenheit bei den Finnen einstellen.

Im europäischen Raum jener Zeit erstarkten unterdessen die Ideen des Nationalismus, sie fielen auch in Finnland auf durchaus fruchtbaren Boden. Eine Besinnung auf die eigene Identität begann. Zar Alexander II im nahen Sankt Petersburg erkannte das, konnte durch Aufhebung restriktiver Wirtschaftsbeschränkungen zunächst gegensteuern.

Doch schon sein Sohn begann eine hemmungslose Russifizierungspolitik. Letztendlich erwies sich dann ein Manifest seines Enkels Nikolaus II und der folgende Erlaß von 1900 als übler Bumerang:


Fortan sollten sämtliche Freiheiten des Großfürstentums Finnland nicht mehr, und Russisch als alleinige Amtssprache gelten. Die Grundlage für verstärktes patriotisches und sozialrevolutionäres Aufbegehren war gegeben.


Um 1888: Finnische Kadetten der zaristischen
"Nikolaus-Kavallerieschule", St. Petersburg
(Rechts
v. Mannerheim als junger Mann)

Finnland besaß zu jener Zeit eine eigene kleine Armee (eine der Vergünstigungen durch den Vertrag von Frederikshamn), diese war jedoch den auf finnischem Territorium stehenden Truppen des Zaren unterlegen. Ihre Bewaffnung erfolgte ausschließlich aus russischem Material, somit ergab sich auch in dieser Hinsicht eine Abhängigkeit vom "großen Bruder".

Zudem bestand ein Teil der russischen Armee aus rekrutierten Finnen, viele finnische Offiziere nahmen im Dienst des Zaren am 1. Weltkrieg teil (vgl. Kadettenbild oben).

Diese enge Verbindung zum "Mutterland" leistete ab der dortigen Märzrevolution auch in Finnland dem schleichenden Zusammenbruch der alten Herrschaft Vorschub.
Eine endgültige Chance erkannte der finnische Landtag im Dezember 1917 und erklärte die Unabhängigkeit.


Kurz darauf begann man die im eigenen Land stehenden Truppen Russlands zu entwaffnen und zu vertreiben.


Genenalstreik in Helsinki 1917

Sowjetische Anerkennung des neuen Finnlands 1918

Wir halten also fest: Die ersten Drei-Linien-Gewehre bekam das junge Finnland vererbt.



Der "George Washington von Finnland"

Logischerweise erfolgte sofort eine Kriegserklärung des neuen Russlands gegen die "konterrevolutionären" Truppen Finnlands. Im Zusammenhang mit diesen Umwälzungen übertrugen sich nahezu simultan auch die folgenden Konflikte zwischen "Weißen" und "Roten" aus dem Nachbarland.

Ein dreimonatiger blutiger Bürgerkrieg folgte, welcher erst durch das
Eingreifen deutscher Truppen beendet werden konnte.




Zum Glück für die junge Nation unterblieb eine tiefgreifende Spaltung in Rot/Weiß nach dieser Zeit, nicht zuletzt durch die ausgleichende Wirkung des neuen Reichsverwesers
Carl Gustaf Emil, Freiherr von Mannerheim.

Flugblatt aus dem finnischen Bürgerkrieg:

Mannerheim´s Aufruf an die
Truppen Tampere´s, das Blutvergießen zu beenden
und sich zu ergeben

Dieser hatte erkannt, daß der neue Staat sich nur durch Einigkeit gegen seinen riesigen Nachbarn würde behaupten können.

Immerhin bildeten die finnischen Schätze (Erze und Holz) verbunden mit der langen Grenze (ganze 1250 km) auf die Dauer eine allzu große Verlockung.


Mannerheim hatte fast 30 Jahre als Offizier im zaristischen Heer gedient, zuletzt als General und Befehlshaber des VI. Kavalleriearmeekorps.

Er besaß Erfahrung aus mehreren Kriegen, war gebildet, leitete u. A.
eine zweijährige wissenschaftliche Expedition nach China.
Ziel: Archäologische, ethnographische und sprachwissenschaftliche Untersuchungen im Grenzraum, anthropometrische Messungen.

Hunderte von Mitbringseln dieser Reise bilden heute im finnischen Nationalmuseum eine eigene Ausstellung.

Mannerheim zu Gast bei einem lokalen Patron

Zu Mannerheim´s politisch-militärischer Denkweise: Als kulturell gebildeter Abkömmling des europäischen Hochadels bewunderte schon seit seiner Jugend die Ordentlichkeit, den Unternehmensgeist und die Sauberkeit der Deutschen.

Seine Kriegsteilnahme in Polen erzwang von ihm wiederholt die Achtung des militärischen Könnens dieses Gegners. Und so nimmt es nicht verwunderlich, daß eben jener ehemalige Gegner in den Tagen des Befreiungskrieges in Finnland bei Mannerheim willkommen war. Jedoch unter einem Vorbehalt:
Für Mannerheim stand immer fest, daß das neue Bündnis ein zweckgebundenes war (und auch in Zukunft bleiben würde).

Wußte er doch aus seiner Lebenserfahrung heraus, wie Großmächte mit kleinen, insbesondere jungen, Staaten zu verfahren pflegten. Er wägte die Interessen seiner Heimat gegenüber denen äußerer Mächte sorgsam ab.

Sein Ziel: Das eigenverantwortlich- selbstständige, wirtschaftlich wie auch kulturell fortwährend unabhängige Finnland !!!

Ein bedingungsloser Zusammenhalt mit dem Deutschen Reich im Zuge des 2. Weltkrieges kam deshalb niemals zustande.

Die Mitarbeit Finnlands blieb im Sinne Mannerheims auch bei dieser großen Auseinandersetzung mit der Sowjetunion nur auf diejenigen Handlungen beschränkt, welche ausschließlich der Verteidigung des jungen Staates nützlich sein würden !!!

Finnische Soldaten mit 2cm-Panzerbüchse

Finnische Historiker sprechen deshalb von einer "Eigenartigen Waffenbrüderung", erwähnenswert ist für sie u. A. die Kriegsteilnahme von Juden in der finnischen Armee sowie die Nichtauslieferung jüdischer Flüchtlinge an Deutschland. Hinzu kam noch eine ausgesprochen anglophile Einstellung Mannerheims, welche das Mißtrauen seiner deutschen Ansprechpartner nie einschlafen ließ.


Front gegen die Sowjetarmee:

Suomen Armeja mit erbeutetem
russischen Maxim-MG


Die blaue Swastica:
Russischer Beuteflieger
mit neuer Bemalung

Das Gesetz (§ 86 a, StGb) zwingt uns, das Bild historisch unkorrekt zu verfälschen. Lediglich die Farbe ist original!

Letztendlich mußte dieser sich dann aber doch dem Druck der militärischen Lage beugen: Als die Sowjetunion im Juni 1944 durch Großangriffe die finnische Militärführung zur, wenn auch ungewollten und zögerlichen, Aufgabe zwang.

Das Ganze endete am 19. September 1944 im "Waffenstillstand von Moskau".


Es mündete nicht zuletzt in einem sog. "Brüderlichen Drama", da beide Seiten sich, bis hinauf in die Stabsebenen, über gemeinsame Intentionen, Ziele, Handlungen und - nicht zuletzt auf der menschlich-kameradschaftlichen Ebene - zutiefst EINIG waren !!!

Trotzdem zwang dieses Abkommen sie, hernach, im sog.
"Lapplandkrieg" zur gegenseitigen Konfrontation, für die deutschfreundlichen Finnen ein echtes Dilemma ! .... Gelöst wurde das Problem durch einen Scheinkrieg, d.h.:

Es gab geheime Absprachen der beiden Seiten, das
Nachsetzen der finnischen Truppen hinter nach Norwegen abziehenden deutschen Truppen so zu halten, daß offene Kämpfe möglichst vermieden werden !!!

(Anmerkung des Autors: Genau hier beginnt ein Bereich "persönlicher Betroffenheit")

NUR SOVIEL: Finnland, finnische Menschen und das Leben am Polarkreis haben meinen Großvater zeitlebens nicht mehr losgelassen !!!!!

Bild oben: " ... nicht bewiesene Waffenbrüderschaft ..."
Ein bei Abzug der letzten deutschen Soldaten aus Lappland hinterlassenes Schild zeigt einseitig die
deutlich empfundene Enttäuschung ...


Mannerheim selbst schrieb wenig später einen persönlichen Brief an Hitler, begründete hierin Finnland´s Zwänge, einen separaten Waffenstillstand mit dem übermächtigen Gegner abzuschließen.


Mosins für Finnland

Aufgrund des geerbten "Startkapitals" wie auch einer Hilfslieferung Deutschlands in 1918 von etwa 80.000 Stück erbeuteten Gewehren des Typs "Mosin-Nagant M 1891" entschied sich der junge finnische Staat im Juli 1918 offiziell für diese Waffe als
Armeestandard.

In den folgenden Jahren gelang es (teilweise über Dreiecksgeschäfte) den eigenen Bestand an jenen Waffen immens zu vergrößern. Aus ca. 190.000 Stück am Ende des ersten Weltkrieges wurden auf diese Weise etwa 350.000 bis zum Beginn des Winterkriegs am 30. November 1939.

Gesondert sei an dieser Stelle eine Lieferung des "Königreich Jugoslawien" erwähnt, welche zwar in der Zahl der Gewehre mit 60 Tsd. Exemplaren einen großen Stellenanteil hatte -und- sogar auch rechtzeitig eintraf !

Der Zustand der Waffen war jedoch "used and low quality" (Zitat aus einer Weltnetzseite mit alleinigem Fokus Winterwar), also eher ein Fall für dringende Instandsetzungen denn wirkliche Hilfe ...

Bild rechts: Soldaten der "Soumen Armeja" - NIX Balalaika - Hohner !!!

Durch die anfänglich übergroßen Beuten an älteren Drei-Linien-Gewehren wie auch der modernen sowjetischen M 91/ 30 vergrößerte sich allerdings in der darauf folgenden Zeit (Finn-Sprech: "Winterkrieg" und "Folgekrieg") dennoch der Bestand an Waffen dieser Familie zusehends.

Genügend Spielraum also für zweckdienliche Umbauten, ebenso wie für technische Verbesserungen am erbeuteten Gerät.

Und gerade hier wird das Sammelgebiet "Finnische Mosin-Nagant Gewehre u. Karabiner" äußerst interessant !


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