Mosin-Nagant


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Galas´s Gewehr

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Odstrelovaci pujka vz 54

( Kurzform: Vz 54 )

Baujahr: 1957

Herkunft: CSR

Fabrikation: CZ, Uherský Brod

Zeitraum: 1954- 57

Länge: 114,8 cm
Lauflänge: 70 cm

Gewicht: 4,1 kg (lt. Lapin)
4,38 kg (lt. Wrobel)

Visier: Schiebevisier,
linear, bis 1200 mtr.,
verstellbar in 50ér Schritten

Stückzahl: Höchstens 5 Tsd.


ZF: Original Meopta
optisch 2,5 x 6 ,
mit Reflexgitter ab Werk,
Seitenmontage ähnlich PU,
jedoch drei an Stelle zweier Schraubverbindungen ins System

Filter: Rot, Gelb und Grün

Moderate Moderne ...

Im Zuge der Blockbildung des Kalten Krieges war es der wiedererwachten Großmacht Rußland, nun "Sowjetunion", bis zum Jahr 1948 gelungen, nahezu alle Staaten ihres Einflußbereiches neben ihrer eigenen Gesellschaftsdoktrin auch einer einheitlichen militärisch-strategischen Ausrichtung zu unterwerfen.
Hierzu gehörten u.A. auch
deutliche Vorgaben in der Strukturbewaffnung bis hin zur Grundversorgung einiger "bedürftiger" Armeen der neuen Bruderländer aus Überhangbeständen des soeben erst beendeten Krieges. Technische Vorbehalte zugunsten des bewährten Mausersystems, vor Allem in Polen aber auch der wiedergegründeten Tschechoslowakei, mußten einer logistisch sinnvollen Gleichschaltung weichen.

Trotz aller dieser Zwänge blieb in dem sich somit langsam entwickelnden Militärbündnis (ab 1955 offiziell "
Warschauer Vertragsbündnis") den einzelnen Staaten noch ein ausreichender Freiraum zur Entwicklung und Einführung eigener Produkte.
Hierbei kamen naturgemäß nationale Vorlieben ebenso zur Geltung wie industrielle Möglichkeiten und -- nicht zu vergessen --
vorhandenes Genie !!

... mit Bewährtem vermischt ...

Otokar Galas lebte seine ursprüngliche Bestimmung als Ingenieur im Bereich der Weiterentwicklung von Gewehren des Mausersystems. Als Tscheche (insofern "Miterbe" militärischer Traditionen seines Landes) war dies sicher in der damaligen Zeit durchaus normal.

Jedoch konnte sich
niemand innerhalb der östlichen Hemisphäre nach dem zweiten Weltkrieg den Realitäten in Form neuer Machthaber und einer anderen Industriedoktrin entziehen. Sicherstes Zeichen auf dem Militärwaffenmarkt hierfür war die eindeutige Unterwerfung unter die sowjetische Diametervorgabe 7,62 mm !!! (und ihrer Expositionen, getreu der alten russischen Linia) wie auch die damit verbundene "brüderliche Empfehlung" u.A. des Systems der Mosin-Nagant Gewehre.



Zur Entwicklung: 1947 vollendete Galas zunächst einmal sein erstes Alleinprojekt, ein jagdlich geschäftetes Gewehr mit geringfügig verändertem Mauserverschluß. Es hieß ZG 47 und sollte in dieser Form insgesamt 20 Tsd.-mal den jagdlichen Exportmarkt auf sich aufmerksam machen ...
Viele deutsche Jäger schwören bis in heute auf ihre "gute Brünner", welche in
allen jaglichen Kalibern bis 1963 gebaut wurde.

Trotz aller mißverständlichen Benennungen:
Das gute Stück stammte damals schon aus Uherský Brod, wo die Fa. Ceská zbrojovka bereits seit 1936 unmißverständlich gute Waffen baut. Oftmals verwechselt allerdings mit Produkten von Ceskoslovenská zbrojovka (ehemals in Brünn).
Hier entstand u.A. der bei Mauserliebhabern wie auch Schützen willkommene
Vz 24 ebenso wie andere k 98-Klone. -- Aber auch PKW und Traktoren ("Zetor") !

Früher ein verschlafenes Nest:

Jahrmarktszene in -übersetzt
- "Ungarische Furt",
die Nähe zu den Nachbarn zeigt sich besonders
in den Trachten (um 1900)

Mittlerweile ist das Gelände in Brünn verwaist, die Firma aufgelöst. Lediglich die Langwaffensparte ging in den letzten Jahren inklusive sämtlicher Rechte auf CZ in Uherský Brod über.

Zurück zum Produkt: Wie oben beschrieben erwies sich Galas´s erste Entwicklung als wahrer Exportschlager, zumal ein überragender Teil zusammen mit anderen Waffen von CZ auch in Deutschland landete. Somit kamen der CSSR die im Rahmen der östlichen Wirtschaftsgemeinschaft RGW wertvollen Devisen durchaus zugute.
Wertvoll, übrigens, auch im politischen Sinne: Immerhin standen die Partnerstaaten des RGW (ähnlich wie die der
EWG im Westen) im permanenten Wettstreit um die politische Gunst ihres "Großen Bruders", welche sich nicht zuletzt nach der wirtschaftlichen Effizienz richtete.

Anmerkung des Verfassers: War / Ist das heute anders ???

Oben: Der Lauf schießt, aber der Schaft trifft. Am bewährten ZG 47 lohnt sich der handwerkliche Einsatz !

Grundlegend, jedoch, erwies sich das ZG 47 als derart solide und trotzdem führige Konstruktion, daß sie später u.A. von der bekannten Fa. Heym übernommen und konsequent weiterentwickelt wurde.

Beispiel im Bild:

Diese "Brünner ZG 47" der
Fa. Heym besitzt einen "Deutschen Stecher", die "Deutsche Backe" sowie eine seitliche (zusätzliche) Sicherung.

Trotz des hohen Alters
(Beschuss immerhin 1960) und des
mittlerweile selten genutzten Kalibers 8 x 57 IS erzielte das gute Stück 2011 über 750 €


Das
nachfolgende Projekt von Galas hatte hingegen eindeutig militärische Züge: Mit dem ZG 49 schuf er den Prototypen für ein Scharfschützengewehr. Als wesentliche äußere Merkmale blieben hierbei sowohl das System "Mauser" wie auch die militärisch unübliche Halbschäftung, bislang eher bei Jagdwaffen verwendet, bestehen.
Jedoch wurde im Vergleich zum Vorgängertypen der Verschluß sowohl an der Verriegelung wie im Bereich des Ausziehers
wieder wesentlich verstärkt, ebenso die Laufhülse. Dies alles sollte die ständige Sicherheit und Funktionsbereitschaft auch bei zu erwartenden Druckschwankungen verschienener Surplusmunitionen gewährleisten.

Ebenfalls passend zum militärischen Gebrauch war auch die Ausführung des Schaftes. Das ehemals fast zierliche Erscheinungsbild am ZG 47 gestaltete sich nun
deutlich massiver, nicht zuletzt durch die stärkere Ausformung des Pistolgriffes. Hinzu kam ein Handschutz, der das Visier allseitig umfasste. Dessen Griffigkeit sollten 20 senkrechte Ausfräsungen an beiden Seiten des Vorderschaftes gewährleisten.
Schlußendlich mußte auch die
Zieleinrichtung verändert werden. Sie erhielt eine K 98- verwandte Form, mit dem bekannten torförmigen Kornschutz und einem Schiebevisier (bis 1000 mtr., stellbar in 50´er Schritten).


Knapp zwei Jahre später aber war klar, daß diese Waffe niemals über den Status eines Prototypen hinaus gelangen sollte. Auch das Geniebüro von CZ (und mit ihm auch Galas) mußten sich nun bei weiteren Entwicklung den "angesagten" Vorgaben im Hinblick auf die sowjetischen Standardkaliber beugen.

Galas löste dieses Problem recht schnell, in dem er die zuvor erarbeiteten Schaftmaße und die Visiervariante bis 1000 mtr. nahezu vollständig auf ein Mosin-Nagant Gewehr übertrug. Das Vz 51 war entstanden.

Da das Kammersystem der Nagants seit jeher schon für
starke Ladungen ausgelegt war, konnte es einfach übernommen werden. Lediglich der Aufbau eines Zielfernrohres zwang zur Veränderung des Stängels. Im Gegensatz zu den bekannten Snayperskaja finnischer oder sowjetischer Provenienz knickten die Tschechen diesen aber direkt neben dem Verschluß ab. Hierzu wurde zwar eine tiefere Aussparung am Schaft nötig, jedoch verkürzte sich der vom Schützen gefühlte Repetierweg eindeutig !

Apropos "Sensibel": Ähnlich vielen späteren Finnen erhielt das Vz 51 einen fühlbaren Druckpunkt, zusätzlich aber auch einen verstellbaren Abzug.

Sowohl das ZG 49 und auch Vz 51 wurden als Scharfschützenwaffen gebaut, jedoch muß der Autor im Hinblick auf die zugehörigen Zielgläser eindeutig passen. Mit Ausnahme einer vagen Beschreibung bei Herrn Wrobel ist bislang nichts Greifbares vorhanden.
Bekannt ist lediglich, daß die Montagen
einiger dieser Gewehre angeschweißt wurden.

Bild links: Noch einmal das schnittige ZF des Vz 54, deutlich die Klemmschrauben der Seitenmontage und das Reflexgitter. Die Systemmontage wurde direkt an der Kammerhülse mit drei Schrauben fixiert.

Sollte sich der Informationsstand zu diesen Prototypen verbessern, wird dies hier sofort eingebaut werden ...


Abschluß der Entwicklung: Die Erprobungen des Vz 51 hatten gezeigt, daß die geforderten Leistungen (heute spräche man von einem "Pflichtenheft") mit Galas´s Gespür für das technisch Machbare durch Ceská zbrojovka im Wesentlichen erfüllt werden konnten.
Allein die Festigkeit des Verschlusses mußte nachgebessert werden (durch Verstärkung der Schiene), das Schiebevisier wurde auf
1200 mtr. erweitert --- und ---

die Griffigkeit am Vorderschaft scheint die Offiziere der tschechischen Armeekommission nicht überzeugt zu haben. Deshalb kehrte CZ an dieser Stelle zu den bekannten beiden Längsrillen der Mosins zurück.

Gewohnte Handhabe: Die "Mosinrinnen" am Vz 54

Mit der einfachen Beseitigung dieser Mängelchen fand eine siebenjährige Entwicklung im Jahr 1954 endlich ihren Abschluß, der Weg war frei für das fertige Produkt : Das neue tschechische Scharfschützengewehr Vz 54.


Nachtrag:


Bild rechts
:

Gute Absicht, nämlich "
1 " !!!....

Das zugehörige Zf "Yal" zeigt sich bei diesem Stück zwar ohne Streugitter, dafür aber mit deutlich sichtbaren Turmvariablen und einer Sonnenblende.


Zwar erlangte dieses Scharfschützengewehr nie größere militärische Bedeutung. Immerhin jedoch handelt es sich hier um das letzte Repetiergewehr der Armee der CSSR wie auch die letzte ordonanzmäßig eingeführte Weiterentwicklung eines Militärrepetierers in den Ländern des Warschauer Paktes.


Zum Schluß
ßßßß ...

Im Nachhinein gesehen gestaltete sich die Recherche zu diesem Gewehr als unerwartet schwierig. Zwar gehören die Fa. "CZ" wie auch der Staat "Tschechien" wirklich nicht zu den unverbesserlichen Bewahrern ehemaliger Geheimnisse des Warschauer Paktes (ganz im Gegensatz zu Rumänien !).

Gleichwohl ist der Datenvorat zu dem hervorragenden Entwickler
Otokar Galas und seinem Wirken auch im Weltnetz recht dünn. Und dies, obwohl nicht zuletzt seine Tätigkeit der vormaligen CSSR mit CZ durch Exporte in den Westen einige lukrative wie auch dauerhafte Geschäfte erst ermöglicht wurden. Und -- selbige Verbindung gestaltet sich bis zum heutigen Tag als durchaus nachhaltig !


Fazit: Otokar Galas hat mit seinem Vz 54 bewiesen, daß es möglich ist, aus sehr verschiedenen Gewehren eine Synthese zu erstellen. Seine Produkte sind somit zurecht Höhepunkte in der Weiterentwicklung unserer Waffenfamilie.



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