Mosin-Nagant


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Sopska salata ?

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M 1891/30/38

( Nennform: M 91/59 )

Baujahr: 1959 (???) , ursprünglich 1943

Herkunft: möglicherweise Bulgarien (Kazaniak / Tarnovo)

Grundwaffe: Sowjetunion (Ishevsk)

Zeitraum: völlig unbekannt

Länge (gesamt): 103 cm
Lauflänge : 49,5 cm
Visier: Tangentenvisier,
Stiftkorn, Kornschutztunnel,
bis 1000 mtr. (ursprünglich bis 2000 mtr.)

Gewicht: 3,615 kg
Stückzahl: höchstens 35 Tsd.


Man nehme:

1. Zurückgelassene Waffen:
Nach dem Ende der Kampfhandlungen des II. Weltkrieges verblieben in vielen Staaten des späteren "Ostblocks", auch in Bulgarien, größere Mengen an Gewehren der Nagant-Familie. Diese wurden in aller Regel zunächst eingelagert.
Als 1946, nachdem
zumindest augenscheinlich Ideologien im Hinblick auf gesellschaftspolitische Ziele das ehemals vorgebliche Ziel der ehemaligen Waffenbrüderschaft zerstörten, wurden genau diese Waffen für die jüngst "befreiten" Staaten des neuen östlichen Machtbereiches wieder äußerst interessant.

2. Ideen und Erfahrungen:
Die durchweg guten Fronterfahrungen der Sowjetunion in den letzen Jahren des 2. Weltkrieges mit den Karabinern
M 38 und M 44 wurden in Militärkreisen des östlichen Machtbereichs sehr wohl vermerkt. Hervorstechend waren die (noch) akzeptabele Treffsicherheit auf mittlere Kampfentfernungen verbunden mit der Führigkeit jener Waffen. Im späteren Kernland dieses Blockes stand somit schon im Herbst 1945 fest, solche Eigenschaften verbunden mit einer kürzeren (d.h. in dem Bereich ähnlich wirksamen aber leichteren) Patrone zumindest in einem halbautomatischen Gewehr zu vereinen.

Zu Ende gedacht wurde die Idee von Michail Timofejewitsch Kalaschnikow mit seiner Weltentwicklung

"AK 47" !

3. Technische und wirtschaftliche Möglichkeiten:
Wurde an anderer Stelle (
Rumänien) über ein "Armenhaus in Europa" geschrieben, so gehörte im Jahre 1959 die Volksrepublik Bulgarien gewiß auch noch hierzu. Nicht zuletzt wurde dieser Staat nach Gründung des östlichen "RGW" (= Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe), einer Art Gegenstück zur "EWG", zum Langzeitdebitoren !!!
Kleiner Unterschied zu Rumänien: Die staatliche Lenkung Bulgariens hatte lediglich bis Ende der 60´er-Jahre des letzten Jahrhunderts Probleme mit der rudimentären Versorgung der Bevölkerung.

4. Allgemeine Aufrüstung:
Durch die sog. Blockbildung entstand auf beiden Seiten des "
Iron Curtain" ein Zwang zur Modernisierung. Jede beteiligte Armee führte Modernisierungen durch, jeweils jedoch im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten.
So nimmt es nicht Wunder, daß gerade Staaten mit beschränkter Wirtschaftskraft ihre Armeen nur mit minimalsten Mitteln aufrüsten konnten.
Ein Solcher war zu jener Zeit auch Bulgarien. Insofern ist die These, daß hier kostengünstig eine Armee des Ostens mit geringstem Aufwand modernisierte Infanteriekarabiner geschaffen hatte durchaus nachvollziehbar.


Die Zubereitung:

1. Einem sowjetischen M 1891/30 entferne man zunächst das Stiftkorn samt Korntunnel. Danach wird der Lauf um 20 cm gekürzt. Hiermit entspricht es in etwa den Maßen der bewährten Karabiner M 38 und M 44. Anschließend wird das komplette Korn wieder angebracht. Allerdings hierbei unter Zuhilfenahme eines Trägerringes ähnlich der Kornmontagen beim M 44.

2. Sämtliche anderen Ein- / Anbauteile bleiben erhalten, lediglich der
Putzstock wird auf 444 mm gekürzt und mit einem neuen Gewinde versehen.

3. Der Schaft wird
passend gekürzt, erhält aber eine neue, unten abgeflachte, Vorderkappe.

4. Der Handschutz wird auf 24 cm gekürzt, um Raum für das große Visier zu geben ( M 38 = 25,8 cm ).

5. Das Visier wird oberhalb der 1000 mtr.-Marke einfach
ausgefräst.

Ausgefräst: Das alte Visier wurde einfachst der neuen Kampfentfernung angepasst
(Cursor bewegt das Bild).



Sammler´s Freud´:

Die Hauptmerkmale des ursprünglichen Einheitsgewehres aus Ishevsk blieben beim Umbau nummerngleich erhalten.


Das fertige Gericht:


(
Sopska salata, auch Shopska Salata, in Bulgarien sehr beliebte Mahlzeit aus Tomaten, Gurken und Schafskäse)

Viele Quellen sprechen für obige These einer kostensparenden Erneuerung älterer MN´s in Bulgarien. Fast alle berufen sich, manchmal allerdings unter Vorbehalt, auf den amerikanischen Importeur der Waffen aus eben jenem Staat. Dieser betonte im Zuge seiner werbenden Beschreibung an Interessenten die absolute Authentizität der Karabiner. Ausdrücklich wurde auch der Gebrauch in der bulgarischen Volksarmee bestätigt.

Eine weitere Idee zur Herkunft bzw. Entstehungsgeschichte der Waffen, nämlich Konterbande zugunsten von "revolutionären" Gruppen in Afrika, halten wir in Bezug auf die
M 91/59 allerdings für eher abwegig. Eine solche "Story" wäre bestimmt für einen Waffenhändler weitaus werbewirksamer gewesen, und deswegen auch erwähnt worden !!!


Gegenstück: Das Grundmodell dieses M 1891/59 wurde 1937 in Tula gebaut. Die Änderungen und Abmessungen sind identisch !

Garniert mit "Braunschweiger Soße":
(angerichtet auf einem Teller von Grüner WBK)

Ein weiteres, sehr spezielles, Merkmal unseres Belegstückes ist es, daß diesmal
kein Umbau zu einem Dekostück erfolgte.

Stattdessen wurde es von einem hierfür zugelassenen Büchsenmacher in einen "
Zimmerstutzen", Cal. 4 mm Lang, Rand verwandelt. Hierfür mußte natürlich ein Eintrag in eine Grüne WBK beantragt und genehmigt werden.


Rechts im Bild:


Stempel
"F" im Fünfeck der PTB in Braunschweig
zeigt den ordnungsgemäßen Umbau an



Zum Nachtisch:


Das M 1891/59 ist im Wesentlichen eine Kopie des M 38 aus dem Vorjahrzehnt. Der einzige offensichtliche Unterschied ist das größere, wenn auch in seiner Funktion beschränkte, Visier. Es wird dem Anwender jedoch in keinster Weise beim militärischen Umgang gestört haben dürfen.

Die mutmaßlichen Gründe für seinen geringen Bekanntheitsgrad sind:


A) daß es sich in jener Zeit um eine kostensparende Zwischenlösung handelte (bis zur Einführung des AK)
B) die geringe Anzahl
C) daß diese Waffe in keinem Konflikt eingesetzt wurde / werden mußte



Nachtrag:

Bild links: Eckiges Wesen aus Tula

Entgegen einer anfänglichen Vermutung, die zum Umbau gekommenen Einheitsgewehre wären allesamt aus den Baujahren ab 1936 ( also sog.
Rundhülser ), steht uns nun ein Belegstück mit der ursprünglichen hexagonalen Systemhülse zur Verfügung.

In dieser Beziehung erreicht uns ein reizvoller Gedanke: Vielleicht findet sich auch noch irgendwann ein Dragonergewehr, welches zum " 59´er " verändert wurde ...? - Hierbei handelte es sich dann aber gewiß um eine Ultrararität ! -

Bild unten: "Schulterschoner"

Um den zu erwartenden Rück- und Hochschlag des Kurzlaufes zu mildern, wurde ein MDF vom Typ "AK 74" montiert. Dieser funktioniert bauartbedingt als Mündungsbremse und Kompensator ( Lupe vergrößert Teilbereich ).

Nachtrag II:

Völlig überraschend
stießen wir im Weltnetz auf diese Variante der hier behandelten M 59´er.

Der Status "unbekannt" klärte sich jedoch nach Anfrage beim Veräußerer bald auf. Es handelt sich hierbei um die äußerst selten angebotene Version mit
abgeschliffener Systemhülse.

Der
Hintergrund einer solchen Bearbeitung bleibt, wie Vieles im Zusammenhang mit diesen Waffen, jedoch momentan noch im Dunkeln !



Gefühlsfrage
:

Unabhängig vom Sammelwert / einer Sammelwürdigkeit, empfindet der Autor gerade im Hinblick auf dieses "Gewehrchen" eine besondere Sympathie.
Begründet ist diese zum Einen durch eine gewisse
Mysteriosität im Zusammenhang mit seiner Herkunft. Zum Anderen geht diese Zuneigung zurück auf den ersten optischen Eindruck, hier vor Allem die ausgewogenen Proportionen, und - sie setzt sich fort in Bezug auf die persönlich empfundene optimale Handlage.
Obschon nur minimal länger als die Karabiner
M 38 oder M 44, erweckt der M 91 / 59 den Eindruck eines ausgewachsenen, und doch führigen Gewehres. In Verbindung mit einer Mündungsbremse, wie oben gezeigt, also durchaus für ein MEHR an Aufgaben geeignet, als allgemein einem Karabiner zugetraut werden. Zudem erscheinen manche Exemplare aufgrund individueller Schußleistungen den "ewigen Konkurrenten", allen voran dem deutschen Karabiner 98 k, als durchaus ebenbürtig ...

Wie geschrieben: Persönliche Meinung des Autors ...

... zur Kontrolle dieser Empfindung noch einmal die Gesamtansicht des seltenen M 59´ers mit der glatten Systemhülse (Bild unten)



Übrigens: Haben Sie es erkannt?

Unser oben beschriebenes Belegstück aus Ishevsk (Tarnovo / Kazaniak ???) bildet die graphische Grundlage zum Bildbalken über allen unseren Seiten !





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