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M 27

Fern der Heimat > Soumen Armeja > Finnlands Gewehre

M 27

(Nennform: Armeijan jalkaväen-kivääri malli-27)












Länge:
120 cm
Lauflänge: 66,5 cm
Gewicht: 3,4 kg
Visier /Entfernung:
siehe weiter unten
Stückzahl:
Ca. 63 Tsd.

Baujahr: 1931

Herkunft: Finnland

Fabrikation: Tikkakoski (auch VKT)

Zeitraum: 1927 - 1940


Nordisch NEU

Im Vorlauf zu dieser ersten wirklichen Neuschöpfung für die finnische Armee (das M 24 war allein für die Heimwehr bestimmt !), hatten sich die verantwortlichen Konstrukteure intensiv mit den Erfahrungen der Vergangenheit auseinandergesetzt, und aufgrund dieser eine Art Pflichtenheft entwickelt:

Dessen Inhalte betrafen:

-- den Lauf / die Laufqualität
-- die gesamte Visierung
-- die Gesamtlänge
-- die Schaftform


Als das Ergebnis ihrer Entwicklung 1927 vorgestellt und an die Einheiten ausgeliefert wurde, verfügte die
Suomen Armeija über eine Waffe, die dem erst drei Jahre später in der UdssR eingeführtem Einheitsgewehr M 91/30 vom Start weg überlegen war.



Exkurs: An dieser Stelle bietet sich dem Interessierten die Möglichkeit, zwei grundverschiedene
Systeme aufgrund von industriellen Verläufen zu bewerten



Auf der einen Seite bestand im Finnland jener Tage ein Fabrikationssystem,
das demjenigen im heutigen Deutschland nicht unähnlich ist:
Erfahrungen mit Vergangenem werden gespeichert, bewertet
und anschließend jeweils mit Verbesserungsvorschlägen versehen.
Es folgt eine Auflistung der Machbarkeit in Abwägung der jeweiligen Kosten.

Erst nach diesem Schritt wird gemacht, - oder auch nicht.

Das sowjetische System versuchte seine Produktionen und Produkte hingegen vielfach auf dem Wege von Ideenwettbewerben zu verbessern. Hierbei spielte die gefällige Staatsdoktrin des "vom Volk für´s Volk" den Machthabern jedoch regelrechte Streiche.
So ließ ein Mangel an Vorgaben die Ambitionen begabter Konstrukteure (und die gab es in der UdssR zuhauf) oft in´s Leere laufen. Ideen und Pläne orientierten sich zu sehr an Utopien
anstatt auf Erfahrungen zu fußen, geschweige denn innerhalb einer im Aufbau befindlichen Industrie machbar zu sein.
Hinzu kam, daß
politische Sturheit (vor Allem seitens anglo-amerikanischer Interessen) einen großen Teil des Außenhandels unterband. Rühmliche Ausnahme: Der funktionierende Transfer mit dem Deutschen Reich, geregelt über den Rapallo-Vertrag und das Wirtschaftsabkommen von 1925.

Dies alles lähmte im besonderen Maße die zielgerichtete Weiterentwicklung
der sowjetrussischen Infantriegewehre!

(Exkursende)

Lauf und dessen Qualität:

Bei der Übernahme der Drei-Linien-Gewehre war ein sehr großer Anteil derselben im Laufbereich "ausgeschossen", d.h. die Züge und Felder waren verglättet und nicht mehr in der Lage, den Projektilen genügend Drall (und somit Treffsicherheit) zu geben. Vielfach zeigten sich auch die Übergangskegel und Laufausgänge ("Laufkrone") beschädigt.

Bilder oben links und nebenan rechts: Zugekaufter Lauf eines M 27, jeweils mit "F"-Markierungen, d.h. aus Schwedenstahl
Für Sammler besonders interessant: Der M 27 (rechts) wurde in jenem Jahr nur 900-mal gebaut !!!

Dringlichste Maßnahme für Armee und Heimwehr war demzufolge der Ankauf bzw. die Produktion neuer Läufe zum Austausch.

Dies gelang letztendlich in Zusammenarbeit mit ausländischen Lieferanten (z.B. SIG, Schweiz / Böhler Stahl, Deutschland), aber auch mit der heimischen Firma Tikkakoski.

Visierung:

Hier empfahlen sich ebenfalls von Grund auf neue Lösungen
...

In Aufbauzeiten von Armee und Heimwehr waren es lediglich die
Umbauten der alten M 91-Visiere auf die bessere Leistung der neuen Patronen mit Spitzgeschoß ( Patrone "m 1908", jetzt Reichweite bis 3200 Arshin), die es zu tätigen galt. Oftmals genügte den Finnen eine einfache Umstempelung, d.h. die Ziffern der seitlichen Entfernungsangaben auf der Visierung wurden durchgestrichen (da in Arshin bemessen), und durch metrisch bemessene Ziffern auf der gegenüberliegenden Seite des Visiersockels ersetzt.

Jedoch zeigten in der Praxis selbst diese mit dem neuen Visier des
M 24 vereinheitlichten Verbesserungen noch etliche Schwächen. Zum Einen wurden nun alle Kimmenblätter V-förmig ausgeführt und verschraubt. Die wichtigste Neuerung betraf jedoch das Korn, welches nun nicht mehr "nackig", spitz und lediglig aufgelötet am Laufende verharren sollte.
Das neu entwickelte Korn des
M 27 wurde fortan durch massive seitliche Backen geschützt, seitliche Durchbrüche sowie eine Feststellschraube gewährleisteten eine sichere Seitausrichtung zum Ziel.

Für die Weite:
Stand-Schiebevisier,
Markierungen noch
bis 3200 Arschin

Die neue Visierung:

Geschraubte Kimme,
deutliche Abstufungen

Das Korn:
Seitlich verstellbar,
von starken Backen
geschützt

Waffenlänge:

Auch in Finnland waren die Zusammenhänge zwischen Lauflänge und Treffsicherheit bekannt. Nachdem jedoch auch die neue finnische Patrone leistungsgesteigert war und zusätzlich noch die Feld-/Zugmaße finnischer Läufe etwas enger gestaltet wurden als die ihrer sowjetischen Pendants, konnte man dem Übel der "langen Prügel" im Stil der M 91 getrost ausweichen. Der Weg zu kürzeren Standardwaffen für die Infanterie wurde auch hier drei Jahre früher als beim Nachbarn beschritten, er begann mit eben diesem M 27.
Hierbei ergaben Versuche am Ende eine Gesamtlänge von 120 cm (damit
sogar 3 cm kürzer als der Konkurrent M 91/30).

Schaft:

Wegen des größeren Außendurchmessers der neuen Läufe mußte ebenfalls eine neue Schaftform geschaffen werden. Hierbei flossen neben technischen Zwängen gewiß auch Erfahrungen versierter Standschützen oder Jäger mit ein, denn die neugestaltete Schaftunterseite gibt im stehenden Anschlag wesentlich mehr Halt als etwa ein russischer Dragoner bzw. ein M 91/30.
Ebenfalls neu war auch der Handschutz, welcher nun einen Teil des Visiers umrahmt.
Bild links:
Wunderschöner Schaft eines M 27. Dieser entspricht übrigens (im Gegensatz zu unserem Belegstück) dem Standard - ist also "einteilig" !

Bild oben: Der neugestaltete, verlängerte Oberring. (Das Bändchen ist übrigens ein Sammlungsinterner Hinweis auf den Bearbeitungstatus einzelner Belege)

Auffälligste Neuerung aber ist der komplett anders aufgebaute Oberring, gestaltet als breite, verschraubte und zur Demontage aufklappbare Hülse (ähnlich massiv wie der des Mausergewehrs 98a). Unterseitig befindet sich nun eine Aufpflanzschiene (ebenfs. ähnlich deutschem Vorbild). Das hierzu extra entwickelte Messerbajonett übte allerdings eine derartige Kraft aus, daß der Oberring schon wenig später verbessert werden mußte: Auf dem Bild sichtbar ist eine der beidseitig angebrachten Stahllippen zur besseren Lastaufnahme.

Unser Stück weist hierzu noch eine weitere Neuerung auf, welche es vom Standardmodell M 27 unterscheidet:

So wurden die Schäfte der neuen Gewehre
durchweg einteilig ausgeführt, das unsere kleidet sich dagegen mit einem der beim M 27 sehr seltenen Zweiteiler. Als Grund hierfür ist eine spätere Reparatur denkbar, ähnlich wurde jedenfalls auch mit beschädigten Schäften des frühen M 24 verfahren.

Unauffälliges Novum:

Eine kleine aber
äußerst wirksame Änderung am M 27 war das "Fühlbarmachen" eines Druckpunktes, erreicht durch simples Einfügen einer kleinen Feder in das System der ursprünglichen M 1891. Dies entsprach den Wünschen der vielen von Haus aus in der Jagd erfahrenen finnischen Soldaten. Neben der Fertigungsqualität des Gewehres M 27 stellt dieses Detail einen besonderen Anreiz auch für heutige Ordonanzschützen dar...


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